

Das Haus
Das Haus wurde 1928 von Heinrich Auf der Landwehr als eines der ersten in der jetzigen Siedlung erbaut. Das ursprüngliche Haus besteht aus Bruchsteinen, die im nahegelegenen Steinbruch abgebaut wurden. Die Steine sind alle handgeschlagen. Das Haupthaus ist außerdem voll unterkellert. Die Wände im Kellergeschoss, die auch gleichzeitig das Fundament bilden sind bis zu einem Meter dick.
Auf den Kellerwänden aufgelegt wurde die Bodenplatte des Erdgeschosses. Die Trägerbasis dafür bieten Eisenbahnschienen. Die Zwischenräume überspannt ein Gewölbe aus Bimssteinen. Die beiden Geschossdecken sind als Holzbalkendecken ausgeführt. Dicke Eichenbalken dienen hier als Trägerbasis, die Zwischenräume waren als Strohmatten im Lehmverbund ausgeführt.
Das Dach ist ein Mansardendach, was nicht nur schick aussieht, sondern sich heute auch sehr vorteilhaft in Bezug auf die Gebäudedämmung auswirkt. Dazu aber später mehr.
An der westlichen Gebäudeseite war der erste Gastraum in Form einer Holzveranda angebaut. Daran anschließend ein Biergarten. In den 1950ger Jahren wurde die Holzveranda durch einen etwas größeren Flachdachanbau mit schon zweischaligem Mauerwerk ersetzt.
Auf der Rückseite des Hauses existierte ein weiterer Anbau, der als Schweinestall fungierte. Außerdem waren hier die ersten Toiletten auch für den Kaffee, bzw. Kneipenbetrieb untergebracht.
In den 1980er Jahren erfuhr das Gebäude eine erste größere Sanierung. Das Dach wurde komplett erneuert, inkl. Dachstuhl und Dachpfannen. Auch das hintere Stallgebäude wurde abgerissen und neu wieder aufgebaut. Hier wurden dann bereits Porotonsteine für die Außenwände und Elementbetondecken verwendet.
Der hauseigene Brunnen versorgte das Haus mit Wasser. Dieser existiert auch heute noch. Die Abwasserentsorgung erfolge damals über eine Zisterne im Keller. Diese existiert nicht mehr, dafür wurde ein modernes 3-Kammersystem gebaut, da die Siedlung bis heute nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossen ist.
Das erste Heizungssystem war wohl eine Kohle- oder Koksheizung. Den Kohlebunker gibt es leider auch nicht mehr, die ursprünglichen Mauerverläufe sind im Keller aber immer noch zu erkennen.



Kaffeehaus / Biergarten
Die „Blütezeit“ erlebte das Kaffeehaus auf der Landwehr wohl in den 50er bis 70er Jahren. Wir haben viele schöne Geschichten und Berichte von den Nachbarn und auch sonst aus der einheimischen Bevölkerung gehört.
Viele heutige Großeltern haben sich im Kaffeehaus auf der Landwehr kennengelernt. Wir freuen uns immer über solche Geschichten und versuchen auch, einen Hauch der Geschichte des Hauses im Bewusstsein zu erhalten.
Die Sanierung
Als wir 2021 relativ unerwartet als Käufer des Hauses in Frage kamen, waren wir total begeistert. Wir kannten das Haus schon einige Zeit, da wir seid 2009 im Haus schräg gegenüber zur Miete gewohnt haben. Ebenfalls ein Kaffeehaus- bzw. Kneipengeschichte.
Und, zugegeben: Den Sanierungsaufwand haben wir „leicht“ unterschätzt. Was aber bei solchen Projekten wahrscheinlich immer der Fall ist. Es stellte sich schnell heraus, dass das doch eine umfangreiche Kernsanierung wird.
Das hat bedeutet:
Rückbau
Kompletten Estrich inkl. Dämmung raus, teilweise Wände raus – Durchgänge zu, an anderer Stelle wieder auf – die Geschossdecken bis auf die Balkenlage raus – Elektrik, Wasser und Abwasser neu – alle Fenster und Türen raus – Kellerwände von außen freilegen, dämmen, Drainage neu verlegen – Flachdach des alten Gastraumes runter (7 Schichten Bitumenpappe inkl. Dämmung)…. usw.
Aufbau
Zwei große Fragen haben uns am meisten beschäftigt: Welche Fenster wieder rein und welches Heizungssystem?! Bei beiden Gewerken standen im Widerspruch: Anforderungen für Fördermittel und Altbaubedingungen. Bei Fenstern war von Förderseite (BaFa) eine 3-fach Verglasung gefordert, die gerade im Altbau (60cm dickes, einschaliges Bruchsteinmauerwerk) Problematiken hervorrufen könnte, gefordert und als Heizungssystem stand eine Luft- Wasser Wärmepumpe im Austausch zur alten Ölheizung zur Diskussion. Auch dieser Gedanke hat etliche Skeptiker auf den Plan gerufen. „Son Altbau mit Wärmepumpe? Funktioniert niemals!“
Ich mach es kurz: Genau so haben wir es gemacht! Alle Fenster wurden in 3-fach Verglasung ausgeführt und eine Luft- Wasser Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaikanlage installiert. Und, was soll ich sagen: Es funktioniert wirklich super!
Wir haben im gesamten Gebäude (über 400qm Wohnfläche) Fußbodenheizung verlegt. Im Erdgeschoss Standardfußbodenaufbau: Betonsohle – Dämmung – Fußbodenheizung – Estrich. Weiter haben wir einen gegossenen Fußbodenbelag in Betonoptik (Pandomo) verbaut. Sieht erstens gut aus und hat bezüglich Fußbodenheizung den enormen Vorteil, dass der Boden nur rund 5mm aufbaut und die Wärme sehr gut leitet. Das hat zur Folge, dass man entweder nur eine geringe Vorlauftemperatur benötigt oder den Durchfluss auf ein Minimum reduzieren kann. Ein im Nachhinein riesen Faktor bei der Effektivität des Heizungssystems. Ober- und Dachgeschossdecke (Balkenlage): Zwischenbalken mit 200mm Dämmwolle ausgefüllt – Rauhspundbretter als Grundlage – 5mm Trittschalldämmung (mit Sand gefüllte Wabenplatten von Otto Wolf) – 2cm Dämmplatten mit Fußbodenheizung – Trockenestrich – Venylfußboden.
Das Dach war ja in den 90er Jahren bereits saniert worden, haben wir „nur“ die Zwischenbalkendämmung erneuert und aufgestockt auf 28cm – Dann eine Dampfbremse – dann Rigips. Die neuen Dachfenster sind ebenfalls in 3-fach Verglasung ausgeführt.
Den Flachdachanbau (alten Gastraum) haben wir Fassaden Profilholz verkleidet. Auf die alten Verblendersteine einfach nochmal eine Fassadendämmung drauf, dann eine atmungsaktive Fassadenfolie und darüber das Profilholz. Sieht super aus und ist effektiv.
Fazit
Wir würden es immer wieder so machen. Funktioniert super. Und es zeigt, dass eine Luft- Wasser Wärmepumpe nicht grundsätzlich ungeeignet ist bei Altbauten. Es ist natürlich immer im Einzelfall zu betrachten. Aber wir liegen momentan nach den ersten 2 echten Heizperioden bei einer Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe bei 4,7. Das ist übertrifft unsere Erwartungen.
Mitwirkende Betriebe
- Immobilien Plaßmeier (Beratung / Versicherung / Betreuung)
- Michael Alterbaum (Elektrik)
- Ralf Plogmann (Sanitär / Heizung)
- Norbert Warnke (Bauunternehmen)
- Norbert Sieker (Bautischlerei)
- Markus (Dachdecker)
- Christian Bredenstein (Garten- und Landschaftsbau)
Lieferanten
- Knipper BauXpert, Sögel im Emsland (Baustoffe / Innenausbau)
- Jens Rahmann, Die Lichtung (Innen- und Außenbeleuchtung)
Die Fakten zum Haus in der Übersicht
1928
1950er
1950er-70er
1980er
1990er
2021
Schlusswort
Das Projekt hat uns ehrlich gesagt zwischendurch an unsere Grenzen gebracht. Sowohl an die wirtschaftlichen als auch an die körperlichen und mentalen Grenzen. Persönlich und auch als Familie war das ein echter Kraftakt. Aber wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben und danken allen Mitwirkenden, auch für Ihre Geduld. Das „Kaffeehaus Auf der Landwehr“ ist unser zu Hause und gleichzeitig Arbeitsplatz geworden. Der Betrieb der Ferienwohnung macht richtig Spaß. Wir haben tolle Gäste, dürfen interessante Menschen kennenlernen. Das ist ein echtes Geschenk.
Den Anbau des ehemaligen Gastraumes haben wir in diesem Jahr fertig saniert. Hier hat Eva Ihre ihre kleine aber sehr schöne Physiotherapie Praxis eröffnet.
